Page 10 - Magazin Schweizerischer Dachverband für Spiel und Kommunikation
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Längst erwachsen, aber noch immer im Spielfieber? Gut so!

Sie galten lange als wunderliche
      Typen: Männer, die mit Legos
      oder Modelleisenbahnen spielen.

Mittlerweile werden aber immer mehr
Spielzeuge für Erwachsene mit typi-
schen Kinderhobbys hergestellt – mit
gutem Grund.

Technik-Spielzeug übt auf Männer eine unwiderstehliche
              Anziehungskraft aus. © Computer Bild

Wissenschaftlich erwiesen                               sinkt und bei dem die Fantasie wichtig ist, da ist
                                                        der Prozess zentral und nicht das Produkt – was
Wer spielt, ist nicht kindisch, sondern kreativ.        dabei herauskommt, ist völlig egal.» Bei einem
Die Rede ist hier weder von Schach oder Jass,           regelgeleiteten Spiel hingegen könne etwa die
noch von Geistesakrobatik, Virtuosität oder             Punktzahl ein wichtiger Faktor sein.
Taktik. Vielmehr geht es um das (oberflächlich
betrachtet) völlig «sinnlose» Spiel von Erwach-         Eingetretene Pfade verlassen
senen – mit Legoklötzchen oder elektrischen Ei-
senbahnen; um ein Spiel ohne Regeln, frei in            Ein solch freies Spiel der Fantasie scheint auf
Zeit und Raum und völlig ohne Zweck. Der                den ersten Blick das genaue Gegenteil konzen-
Spieler vergisst weitgehend, was ausserhalb des         trierter, zielgerichteter Arbeit zu sein. Doch dem
Spieles läuft und gerät in einen Flow-Zustand, in       ist nicht so: Jeder kennt die Erfahrung, dass ge-
eine Trance ohne Drogen – spontan, als ob im            rade dann, wenn wir unsere Arbeit als interes-
Gehirn ein Schalter umgelegt worden wäre, ist           sant und erfüllend empfinden, spielerische Ele-
er hoch konzentriert auf sein Spiel.                    mente zentral sind. Sie steigern unsere kreativen
                                                        Leistungen und halten uns länger wach und fo-
Entspannung für das Gehirn                              kussiert.
                                                        Besonders ausgeprägt zeigt sich das bei Wissen-
Durch das stressfreie, lustvolle Wiederholen der        schaftlern. Viele Spitzenforscher wissen aus ei-
immer gleichen Handlung, erlebt der Spieler             gener Erfahrung, wie wichtig spielerische Ele-
eine Art geistige Wellness. Hat er es hingegen          mente sind, um kreative, bahnbrechende Ergeb-
mit veränderten Spielsituationen zu tun, muss er        nisse zu erzielen. Diese helfen, eingetretene
sich an diese anpassen und trainiert seine geis-        Pfade zu verlassen, nach neuen Lösungen für
tige Beweglichkeit.                                     Probleme zu suchen und dort weiterzuspielen,
Doch das selbstvergessene, scheinbar sinnlose           wo es aussieht, als hätte man mit Abfallproduk-
Spiel ist ganz und gar nicht sinnlos. Das bestäti-      ten und Fehlern zu tun. 
gen Hirnforscher, Psychologen und Pädagogen.            (Quelle: srf.ch)
Erziehungswissenschaftler Hans-Ulrich Grun-
der etwa sagt: «Bei einem Spiel, in das man ver-

     «Männer sind Kinder, die einfach in Ruhe spielen wollen.
Gäbe es Aufsitzstaubsauger, würden sie sogar im Haushalt helfen.»

                                                   Inge Meysel

                                                                                                  Spielinfo 1 / 2016 | 10
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