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Schwerpunkt SpielArt

  »…Papier ist…ein Weg…                             Heute ist der Einsatz von Origami in sehr unter-
     zu den Menschen…«                              schiedlichen Bereichen nicht wegzudenken:
                                                    Kunst, Design, Wissenschaft, Medizin, Archi-
Heute, viele Jahre später, gehört Papier zu mei-    tektur und vielen anderen.
nem abwechslungsreichen Alltag: Nach Ausbil-
dung und Tätigkeit als Jugendarbeiterin arbeite     Mit Origami die Welt erklären
ich längst in unserer handwerklichen Buchbin-
derei mit, wo Papier die Grundlage unserer Ar-      Unterdessen ist »ORIGAMI BlattWerk« das La-
beit darstellt.                                     bel innerhalb unserer Buchbinderei. Ich biete
Täglich mit so viel schönem Papier umgeben er-      Workshops an, falte Dekos für unterschiedliche
wachte bei mir irgendwann wieder die Freude         Anlässe, führe Projekte durch mit sehr unter-
am Falten.                                          schiedlichen Gruppen, habe einen monatlichen
                                                    Falttreffpunkt ins Leben gerufen und falte oft
Ursprünge                                           auch zu meiner eigenen Freude.

Man nimmt an, dass diese tausend Jahre alte         Falten und spielen…
Kunst zunächst in China entstand und sich dann
durch reisende Mönche nach Japan verbreitete.       Oft sage ich, dass ich mit Origami die Welt er-
Damals wurde das noch sehr kostbare Papier nur      klären kann. Mich begeistert, dass sich mit ei-
in Tempeln zu religiösen Zwecken verwendet.         nem simplen Blatt Papier so unglaublich viel
Japan wird deshalb als eigentliches Ursprungs-      ausdrücken, erarbeiten, erfahren, bewegen,
land des Origami angesehen. Die zwei Wortbe-        transportieren, visualisieren, erklären ... lässt.
standteile von »Origami« bedeuten falten (ori)      Mit Origami lassen sich Menschen dort abholen,
und Papier (kami).                                  wo sie sind: Es gibt Friedensprojekte in Jerusa-
Unabhängig von dieser Entwicklung haben seit        lem mit palästinensischen und jüdischen Kin-
der Antike viele Zivilisationen der Welt eine ei-   dern. Es gibt Schulprojekte für schwach- sowie
gene Falttradition. In Westeuropa entwickelte       hochbegabte Kinder, Arbeitslosenprojekte, Pro-
sich eine kunstvolle Faltkultur, in der sich die    jekte in Altersheimen und mit Fremdsprachigen.
Papier- und Stofffalttechnik gegenseitig beein-     In einem Origamiprojekt steht manchmal das
flussten.                                           Objekt im Zentrum, manchmal das gemeinsame
Waren Falttechniken über Jahrhunderte münd-         Tun und Erleben.
lich weitergegeben worden, entstand im Jahr         All diesen Projekten ist gemeinsam, dass Men-
1639 das erste Faltbuch der Welt, in italienischer  schen mit einfachsten Mitteln etwas erleben und
Sprache und mit Abbildungen zur Technik des         zusammen erarbeiten, dass sie in kleinen Schrit-
Servietten Faltens.                                 ten ihre Grenzen erweitern, dass das Selbstbe-
Friedrich Fröbel (1782-1852), vielen bekannt als    wusstsein gestärkt wird und die Freude am ei-
Begründer des Kindergartens, entwickelte für
die Beschäftigungsspiele mit Papier die Wind-
mühlengrundform, die sich in unendliche Vari-
anten von geometrischen Formen umwandeln
lässt. Fröbel selber war nie in Japan und obwohl
diese Grundform auch in Asien bekannt war,
geht man davon aus, dass Fröbel diese unabhän-
gig entwickelt hat. Interessant ist, dass Fröbels
Theorien die Kinderbeschäftigung in Japan
massgeblich beeinflusst haben.

                                                    Spielinfo 2 / 2015 | 28
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