Page 46 - Spielinfo 1 2004
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E-Sport in der Schweiz
Laut einer Studie der ZHAW gibt es in der Schweiz über eine
halbe Million E-Sportlerinnen und E-Sportler. Ca. 110 Tausend
Personen verdienen sogar Geld damit.
Zu den beliebtesten Games, in denen sich E-Sportler und -
Sportlerinnen an internationalen Turnieren messen, gehören die
folgenden:
«League of Legends» und «Dota 2» sind strategische Fantasy-
Games mit Elfen, Zauberern und dergleichen. Ziel beider Spiele
ist, die gegnerische Mannschaft mit ausgeklügelten Taktiken zu
besiegen. Zum Beispiel gewinnt bei «League of Legends» die
Mannschaft, die zuerst den Turm des Gegners zerstört. Dabei
spielen je fünf Spieler gegeneinander.
anderen Teammitglieder heilt. Also die scharfe Kranken- Sport-Games wie Fussballspiele oder Autorennen gehören
schwester, um es salopp auszudrücken. ebenfalls zu den E-Sport-Disziplinen. Die Teams treten entweder
Als das Spiel «Overwatch» 2016 herauskam, haben Fans im Mehrspieler- oder Einzelspieler-Modus gegeneinander an.
– man vermutet stark, dass es männliche Fans waren – ani-
mierte Pornos mit den Spielfiguren produziert. Die Figur
«Mercy» mischt dort auch ungefragt mit. Das ist Teil des In Europa gibt es mittlerweile fünf Frauenteams bei Brawl
Problems, zu welchem auch die Spielehersteller beitragen: Stars. Kunz coacht eines davon. Und es gibt «Safe Spaces»
Sex sells, und die Charaktere werden häufig für den männ- – also Turniere nur für Frauen – was aber im Grunde
lichen Blick designt. schade ist. Denn beim E-Sport ist Mann nicht per se stär-
ker. Die Frauen können dabei genauso mithalten wie ihre
Als Frau bei Gaming-Turnieren unerwünscht männliche Konkurrenz. Könnten, wenn man sie nicht se-
Dilana Kunz, mit Gamer-Namen Sunny, ist angehende xistisch davon abhalten würde.
Ärztin und hat das berühmte Handyspiel «Brawl Stars» im
Griff wie wenige andere. Als sie bei internationalen Tur-
nieren antreten wollte, wurden ihr die Grenzen aufgezeigt.
Als Frau in einem Team zu spielen, scheint nicht gut an-
zukommen.
«Oft haben mir Coaches gesagt, dass sie mich gerne im
Team hätten, aber dass sie befürchten, dass die Team-Che-
mie kaputtgeht», sagt Dilana Kunz. Noch konkreter habe
es eine andere Frau ausgedrückt: «Die Freundin eines Mit-
spielers hat sich auch an mir gestört und wollte nicht, dass
ihr Freund so viel Zeit beim Gamen mit mir verbringt.»
Ein grundsätzliches Problem sei auch, dass es zu wenige
weibliche Vorbilder in der Szene gebe, so Kunz.
Dilana Kunz hat sich eine Aufgabe gesucht, bei der sie
nicht auf den Goodwill der Mitspieler angewiesen ist. Sie
hat angefangen zu «casten», also E-Sport-Events zu kom-
mentieren und zu moderieren. Sie findet: «Es gibt nicht nur Viele Frauen spielen online mit einem neutralen Namen,
zu wenig Frauen, die sich an Turniere wagen, es gibt auch der nicht auf ihre Weiblichkeit hindeutet. So versuchen
zu wenig Frauen, die sich vor die Kamera trauen.» sie, sich von den Anfeindungen der oftmals männlichen
Spieler zu schützen.

Indie-Game-Studios sorgen für Diversität
Tabea Iseli produziert mit ihrem Game-Studio «Stardust»
Indie-Games auf diverse Art und Weise. Sie ist Teil der
neueren Game-Bewegung. «Viele neue, kleine Studios



Das versteht man unter Indie-Games
Indie-Games (kurz für engl. «independent video games») sind
Computerspiele, die mit einem relativ niedrigen Budget
auskommen und oftmals im Selbstverlag erscheinen.





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