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Interview

Der Clown Dimitri – ein grosser Schweizer Künstler im Interview

Dimitri wurde diesen September 80                   dern auf Tournée. Er hat das »Teatro Dimi-
          jährig. Ein überaus vielseitiger          tri« in Verscio TI gegründet und später die
          Künstler, der die Kunst des               »Scuola Teatro Dimitri«. Heute nennt sie
Spielens in vielen Facetten beherrscht. Er          sich Hochschule für Bewegungstheater und
spielt rund 10 Instrumente, »alle nur               Theaterkreation. Seine Auftritte im Zirkus
schlecht«, wie er zu behaupten pflegt, er ist       Knie sind legendär. Die Elefanten seine
Akrobat, Artist, er ist Clown, ein Mime. Er         grossen Lieblinge. 2014 erhielt Dimitri den
ist weltberühmt, war in verschiedenen Län-          Life Time Award, der ihn anspornt noch
                                                    besser zu werden und sicher nicht als Ab-
                                                    schluss seines Werkes verstanden werden
                                                    soll.

                                                    Das Schweizer Fernsehen hat in der Stern-
                                                    stunde Philosophie ein Interview mit Dimi-
                                                    tri geführt: Einsichten eines Clowns. Die
                                                    Sendung wurde am 20. September 2015
                                                    ausgestrahlt. Wir haben einige Passagen
                                                    des Interviews mitgeschrieben, die beson-
                                                    ders gut zu unserem Schwerpunktthema
                                                    passen. (ar)

Interview: STEPHAN KLAPPROTH

Sie scheinen ein leidenschaftlicher, fast schon     Beruf, macht der das jeden Tag?« Und er hat mir
manischer Sammler zu sein.                          das genau erklärt mein Vater: »Weisst du, das ist
Das bin ich allerdings, ich kann nichts weg-        auch ein Künstler, der muss auch viel üben, viel
schmeissen, gewisse Gegenstände, so Recyc-          arbeiten. Du siehst ja, wie er wunderbar Instru-
lingmaterial, das sammle ich und mache dann so      mente spielt, wie er sich bewegt, wie er Akrobat
Objekte daraus, aber immer mit einem Clown          und Tänzer ist!« Da wusste ich: das wird mein
verbunden. Aber eben Masken, Instrumente,           Beruf, das möchte ich machen.
Puppen, Marionetten, das sammle ich, das liebe      Was waren sie für ein Kind? Waren sie schon
ich.                                                der Klassenclown, der Aussenseiter, ein Mäd-
Ist es wahr, dass Sie schon als 7-jähriger wussten  chenschwarm oder was?
»ich werde Clown«?                                  Ich habe früh entdeckt, dass, wenn man die
Ja das stimmt, das ist so. Ich ging mit meinen      Leute zum Lachen bringen kann, man mehr Er-
Eltern in den Zirkus Knie. Wir gingen immer zu      folg hat. Dann ist man beliebt. Weil, wenn man
Fuss von Ascona nach Locarno, jedes Jahr im         dann so eine Art Kompaniekalb wird oder Klas-
November in den Knie. Da war ich 7 Jahre alt.       senkalb, dann lieben dich alle, und ich habe es
Da war ein Clown, im Knie der hiess Andrev          sogar fertig gebracht, auch die Lehrer ab und zu
und der hat mich sehr beeindruckt. Und dann         zum Lachen zu bringen. Ich wusste aber dann
habe ich meinen Vater gefragt: »Du, ist das sein    immer genau, wann aufhören.

                                                    Spielinfo 2 / 2015 | 37
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