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S c h w e r p u n k t


zeigt anschliessend pantomimisch, mit einer Bewegung, in der Gruppe zu stärken, indem sie das bereits bestehende
was ihr Hobby ist. Sofort, nach jeder Person, wiederholen Vertrauensverhältnis zwischen den einzelnen Gruppen-
alle Anwesenden die Bewegung und sagen du heisst mitgliedern sichtbar machen.
«XY». Es lohnt sich nach jeweils zirka 6 Personen die Na- Der Einsatz von Vertrauensspielen während der Kennen-
men und Bewegungen der Hobbies durch die Gruppe wie- lernphase kann fatal sein. Hier hat die Gruppe noch kein
derholen zu lassen. «Wir»-Gefühl entwickelt. Es ist noch kein Vertrauen vor-
handen und das Spiel verfehlt sein Ziel. Bevor Sie also in
2. Wahrnehmungsspiel Ihrem Team Vertrauensspiele zum Einsatz kommen las-
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Die Kim Spiele sind ein hervorragendes Beispiel für eine sen, sollten Sie sich zunächst mit Kennenlernspielen aus-
Spielvariante, um die Sinneswahrnehmung zu fördern. Die einandersetzten, die den ersten Vertrauensaufbau inner-
diversen Kim-Spiele verfolgen das Ziel, das Gedächtnis zu halb des Teams zulassen.
trainieren und die Sinne zu schärfen. Es lassen sich alle Die meisten Vertrauensspiele basieren auf ein und demsel-
Sinne in Kim Spielen berücksichtigen: Sehen, Hören, Rie- ben Prinzip: Ein Mitglied der Gruppe liefert sich auf ge-
chen, Fühlen, Schmecken. Am besten werden die Sinne je- wisse Weise einem anderen Mitglied oder gar der gesam-
weils einzeln angesprochen. ten Gruppe aus. Letztere haben nun die Wahl, sie können
Sehr vertraut sind Kim Spiele, die den Sehsinn fokussie- den Vertrauenden schützen oder aber sein Vertrauen miss-
ren. Unsere Augen sind permanent in Bewegung und auf brauchen. An dieser Stelle wird auch klar, warum Vertrau-
der Suche nach einem Fokus. Aber was sehen wir eigent- ensspiele im Teambuilding erst zu einem späteren Zeit-
lich tatsächlich? Im Rahmen von Kim-Spielen lässt sich punkt zum Einsatz kommen, das Wir-Gefüge muss stark
wunderbar herausfinden, wie ausgeprägt der Sehsinn und genug sein, dass die Gruppenmitglieder einander schützen.
in welchen Bereichen durchaus noch Potenzial zur Verbes-
serung vorhanden ist. So ist das Kim Spiel «Was hat sich
geändert» eine gute Übung für sorgfältiges Beobachten
und Betrachten. 2 Personen bilden jeweils ein Tandem.
Eine Person schliesst die Augen, während die andere Per-
son 5 Dinge an ihrem Äussern verändert. Nun darf die
zweite Person die Augen öffnen und ihr Gegenüber inspi-
zieren. Werden die Veränderungen entdeckt? Oder es wer-
den 2 Gruppen gebildet. Die eine Gruppe verlässt den
Raum, die andere Gruppe darf 10 Dinge im Raum verän-
dern. Nun kommt die erste Gruppe zurück und hat die Auf-
gabe, die 10 Veränderungen im Raum zu entdecken und
benennen.
Vertrauensspiel «Nachts im Wald»
Begriff «Kim-Spiele» 93B Die eine Hälfte der Spielenden markiert gut im Raum ver-
Der Name der Kim-Spiele geht auf den Roman Kim (1901) von teilt Bäume und Uhus gleichzeitig. Die übrigen gehen mit
Rudyard Kipling (1865-1936) zurück, in dem ein Junge namens geschlossenen Augen zwischen Tannen und Buchen
Kim zu einem Spion ausgebildet wird: Kipling schildert das Leben durch. Die Bäume sind sehr umsichtig. Wenn sich ihnen
des Strassenjungen Kim, der ohne Eltern in Indien aufwächst. Mit ein Wanderer nähert, beginnt es im Laub zu rascheln:
dreizehn Jahren kommt er in die Lehre bei einem Händler (Mr. «Schschsch». Drohen hingegen zwei Personen zusammen-
Lurgan). Dort lernt Kim einen jüngeren Hindujungen kennen, der zustossen, warnen die Uhus in den Bäumen mit ihrem
eifersüchtig auf Kim ist. Um die Überheblichkeit des älteren Kim «Uhu»-Schrei so lange, bis sich die Fussgänger in eine un-
abzubauen und das Selbstbewusstsein des Hindujungen zu gefährliche Richtung gewandt haben. Im zweiten Teil tau-
stärken, wendet der Händler eine Spieltherapie an. Er nimmt schen alle ihre Rollen und Funktionen. Gute Nerven sind
Spiele aus dem Bereich der Wahrnehmung. Der Hindujunge hier gefragt. Währenddessen sich die einen vertrauensvoll
gewinnt jedes Spiel - seine Wahrnehmung und sein Gedächtnis blind (evtl. mit vorgehaltenen Händen) durch den Raum
sind schärfer und besser geschult. Am Ende fragt Kim
fassungslos, wie das geht. Der Hindujunge antwortet, dass man bewegen, obliegt den anderen die Fürsorge. Sie müssen
es so lange macht, bis man es gut macht. Der Kernsatz ist: «Es ist eine gute Übersicht nach allen Seiten beweisen. Es gilt, die
wert, es zu lernen.» Kim hat Probleme beim Wahrnehmen, Bewegungen mehrerer Mitspielenden zu beobachten und
Denken, Fühlen und Sehen. Damit kann er das Spiel nicht vorhersehend zu kombinieren. Je nachdem ist da ein
gewinnen. Er muss lernen, alle seine Sinne einzusetzen. Kim- Warnruf notwendig und dort ein warnendes Rauschen ge-
Spiele können auch als sinnliches Lernen bezeichnet werden und fragt. Andererseits hilft zu frühes Panikmachen gar nicht.
sind altersunabhängig, d.h. sie können vom Dreijährigen bis zum Über einige Zeit im richtigen Augenblick das passende
Erwachsenen eingesetzt werden. Signal abzugeben, kann ganz schön anstrengend sein. Es
geht vor allem darum, seiner Aufsichtsaufgabe auch dann
noch nachzukommen, wenn mal was schiefgelaufen ist.
3. Vertrauensspiele Denn ohne Zwischenfälle und Zusammenstösse geht es
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Eine gängige Annahme ist, dass mit Vertrauensspielen das kaum ab. Das werden die nächtlichen Wanderer verstehen
Vertrauen aufgebaut werden soll. Das stimmt so allerdings und verzeihen – spätestens, wenn sie selber als «Baum und
nicht. Vertrauensspiele haben den Zweck, das Vertrauen Uhu» im anforderungsreichen Einsatz stehen.


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