Page 35 - Spielinfo 2 2024
P. 35
S c h w e r p u n k t & V e r g a n g e n e S p i e l w e l t e n
Gebildeter Unsinn
17B
mit «Parodi»
Text: ULRICH SCHÄDLER
Zu meinen Favoriten im Spieleregal gehört
zweifelsfrei «Parodi» von Eugen Oker.
Das Spiel um geflügelte Worte hat alles,
was ein gutes Spiel braucht: Einfache
Spielregeln, Konzentration und Interak-
tion, Humor und Kreativität und immer
wieder Überraschungen.
Eugen Oker, der «deutsche Spielepapst»
96B
Eugen Oker, 1919 in Schwandorf geboren, hiess eigentlich
Friedrich «Fritz» Gebhardt. Als Autor, Zeichner, Sammler
und Kleinverleger benutzte er Schattierungen der Farbe
Gelb (Adolar Gelb, Valentin Siena, Max Umbra) als Pseu-
donyme. Beim Erscheinen seines ersten Romans «Winne-
tou in Bayern. Ein Roman für erwachsene Kinder» 1961
wurde beim Verlag Lama aber versehentlich statt «Eugen
Ocker» «Eugen Oker» gedruckt, und dabei blieb er dann.
Eugen Oker gilt als der Vater der deutschen Spielekritik. Foto: © Peter Geiger
Er war es, der in den 1960er Jahren dazu beitrug, die Idee,
dass auch Erwachsene ein Recht auf neue und interessante
Spiele haben, bei Spieleverlagen und Publikum zu veran- lende Mensch braucht Hilfe: Er ist in unserem Lande von
kern. Er übersetzte und redigierte Spielregeln, wie etwa für Lächerlichkeit bedroht – im Gegensatz zu England, bei-
die deutschen Ausgaben mehrerer 3M-Spiele oder Eric So- spielsweise – denn bei uns ist mangelnder Ernst etwas Ver-
lomons «Sigma Files», das als «Agent» bei Pelikan er- dächtiges. Spielratten gelten als eine Art von Hanswursten,
schien. Als Autor firmierte er für die im F.X. Schmid Ver- die ihre Zeit mit zwecklosem Tun vergeuden. Zweckloses
lag erschienenen Spiele «Pagode» und «Tricolor». Letzte- Tun ist es aber doch, was uns fehlt!» Und in einem weite-
res stammt allerdings nicht von ihm, sondern von dem bel- ren Satz beschrieb er treffend die damalige Spielewelt:
gischen Mathematiker «Halma, Mühle, Fang den Hut und alles, was in den ver-
Maurice Kraitchik, der schiedenen Spielemagazinen enthalten ist, ist Hausmanns-
es schon 1930 in sei- kost».
Der spielende nem Buch «La Bis 1971 veröffentlichte er Spielrezensionen in «Die
Zeit», von 1972 bis 1975 dann in der «Frankfurter Rund-
des
Mathématique
Mensch braucht Jeux» auf den Seiten schau». Zusammen mit seiner Frau Maria betrieb er in
München die «Boutique für Spieler», ein seinerzeit zu-
470-475 (1942 auch als
Hilfe: Er ist in «Mathematical Recre- kunftsweisender spezialisierter Spieleladen für gute
unserem Lande ations» erschienen, Spiele.
hier S. 292-295) als
Eine ganze Reihe von Spielebüchern stammt ebenfalls von
von Lächerlichkeit Lasca-Variante auf ihm, so etwa «Eugen Oker’s Spielwiese. Essays über
sechseckigen Feldern
Spiele» (Christian Wegner Verlag, 1968), «Spiele der
bedroht (…) denn beschrieben hatte. Welt. Das schönste Buch über Spiele aus aller Welt, wel-
che die Jahrhunderte überdauert haben» (Wolfgang Krü-
Am 4. Dezember 1964
bei uns ist man- erschien Okers erste ger Verlag, 1976), «Knaurs neues Spielebuch für die ganze
gelnder Ernst etwas Spielkritik in «Die Familie» (Knaur Verlag,1994) und «Bilderrätsel. Rund um
den Rebus» (Hugendubel, München 1994). Für Jack Bo-
Zeit» unter dem Titel
Verdächtiges. «Dem homo ludens termans und Pieter van Delfts «Denkspiele der Welt»
eine Gasse». Darin
(Heimeran, 1977) besorgte er die deutsche Bearbeitung.
Eugen Oker 1964 schrieb er: «Der spie-
35
Gebildeter Unsinn
17B
mit «Parodi»
Text: ULRICH SCHÄDLER
Zu meinen Favoriten im Spieleregal gehört
zweifelsfrei «Parodi» von Eugen Oker.
Das Spiel um geflügelte Worte hat alles,
was ein gutes Spiel braucht: Einfache
Spielregeln, Konzentration und Interak-
tion, Humor und Kreativität und immer
wieder Überraschungen.
Eugen Oker, der «deutsche Spielepapst»
96B
Eugen Oker, 1919 in Schwandorf geboren, hiess eigentlich
Friedrich «Fritz» Gebhardt. Als Autor, Zeichner, Sammler
und Kleinverleger benutzte er Schattierungen der Farbe
Gelb (Adolar Gelb, Valentin Siena, Max Umbra) als Pseu-
donyme. Beim Erscheinen seines ersten Romans «Winne-
tou in Bayern. Ein Roman für erwachsene Kinder» 1961
wurde beim Verlag Lama aber versehentlich statt «Eugen
Ocker» «Eugen Oker» gedruckt, und dabei blieb er dann.
Eugen Oker gilt als der Vater der deutschen Spielekritik. Foto: © Peter Geiger
Er war es, der in den 1960er Jahren dazu beitrug, die Idee,
dass auch Erwachsene ein Recht auf neue und interessante
Spiele haben, bei Spieleverlagen und Publikum zu veran- lende Mensch braucht Hilfe: Er ist in unserem Lande von
kern. Er übersetzte und redigierte Spielregeln, wie etwa für Lächerlichkeit bedroht – im Gegensatz zu England, bei-
die deutschen Ausgaben mehrerer 3M-Spiele oder Eric So- spielsweise – denn bei uns ist mangelnder Ernst etwas Ver-
lomons «Sigma Files», das als «Agent» bei Pelikan er- dächtiges. Spielratten gelten als eine Art von Hanswursten,
schien. Als Autor firmierte er für die im F.X. Schmid Ver- die ihre Zeit mit zwecklosem Tun vergeuden. Zweckloses
lag erschienenen Spiele «Pagode» und «Tricolor». Letzte- Tun ist es aber doch, was uns fehlt!» Und in einem weite-
res stammt allerdings nicht von ihm, sondern von dem bel- ren Satz beschrieb er treffend die damalige Spielewelt:
gischen Mathematiker «Halma, Mühle, Fang den Hut und alles, was in den ver-
Maurice Kraitchik, der schiedenen Spielemagazinen enthalten ist, ist Hausmanns-
es schon 1930 in sei- kost».
Der spielende nem Buch «La Bis 1971 veröffentlichte er Spielrezensionen in «Die
Zeit», von 1972 bis 1975 dann in der «Frankfurter Rund-
des
Mathématique
Mensch braucht Jeux» auf den Seiten schau». Zusammen mit seiner Frau Maria betrieb er in
München die «Boutique für Spieler», ein seinerzeit zu-
470-475 (1942 auch als
Hilfe: Er ist in «Mathematical Recre- kunftsweisender spezialisierter Spieleladen für gute
unserem Lande ations» erschienen, Spiele.
hier S. 292-295) als
Eine ganze Reihe von Spielebüchern stammt ebenfalls von
von Lächerlichkeit Lasca-Variante auf ihm, so etwa «Eugen Oker’s Spielwiese. Essays über
sechseckigen Feldern
Spiele» (Christian Wegner Verlag, 1968), «Spiele der
bedroht (…) denn beschrieben hatte. Welt. Das schönste Buch über Spiele aus aller Welt, wel-
che die Jahrhunderte überdauert haben» (Wolfgang Krü-
Am 4. Dezember 1964
bei uns ist man- erschien Okers erste ger Verlag, 1976), «Knaurs neues Spielebuch für die ganze
gelnder Ernst etwas Spielkritik in «Die Familie» (Knaur Verlag,1994) und «Bilderrätsel. Rund um
den Rebus» (Hugendubel, München 1994). Für Jack Bo-
Zeit» unter dem Titel
Verdächtiges. «Dem homo ludens termans und Pieter van Delfts «Denkspiele der Welt»
eine Gasse». Darin
(Heimeran, 1977) besorgte er die deutsche Bearbeitung.
Eugen Oker 1964 schrieb er: «Der spie-
35