Page 11 - Spielinfo 1 2004
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S p i e l s z e n e N e w s
Jassen in Zürichs Beizen
Das junge Stadtvolk trumpft
an der Langstrasse
Das monatliche Jassturnier im Zürcher Gleis zieht immer
mehr Spielfreudige an. Ein weiteres Lokal zieht nach.
Die erfahrene, ältere Jassgilde freuts, und sie gibt Tipps.
Text: EV MANZ
«Schellen ist Trumpf», sagt die junge Frau mit
zerzaustem Pony am Tisch 1. Sie überlegt einen
Augenblick und spielt dann zögerlich das «Nell»
auf den blanken Holztisch aus.
Eine Stehlampe verbreitet schummriges Licht, im
Hintergrund läuft ein Indie-Song, draussen rau-
schen Reisende in beleuchteten Zugwaggons in
die Nacht hinaus.
Einer der Gegner zückt umgehend den «Puur»,
der in diesem gendergerechten Spielset «Mäd-
chen» heisst. Ihr Spielpartner rollt unter dem Cap
mit den Augen. «Das fängt ja gut an», sagt er.
«Ich hoffe, du hast noch was, sonst werden wir
unserem Teamnamen nicht gerecht!» Die Runde
lacht – das Paar hat sich selbstbewusst als Team
«Obenuse» angemeldet. «Der Name ist ja auch
eine Ansage», sagt der Gegner und entscheidet
das Spiel mit vier Trümpfen für sich. «Das
kommt schon», muntert er die Verlierer auf. Die
Frau prostet ihm mit dem Bierglas zu und gesteht,
ihr fehle etwas die Spielpraxis.
Jassen als reine Männerrunde und bis zum letzten
Spielzug angespannte Ruhe, die sich danach in
bösen Beschimpfungen über die schlechte Taktik
entlädt – dieses Klischee ist längst überholt. Ge-
rade hat das junge Stadtvolk das Kartenspiel wie-
der für sich entdeckt. Es spielt gern in lockerer
Gesellschaft in einem der vielen Zürcher Lokale.
So auch an diesem Mittwochabend im Gleis im
Zollhauskomplex bei der Langstrassen-Unterfüh-
rung. Einmal pro Monat veranstalten da Stephi
Müller und ihr Jass-Team den Glatti-Gleis-Jass,
ein Schieberturnier über vier Runden mit je acht
Spielen. Gespielt wird ohne Teppich, geschrieben
wird auf Papier, die Spielleitung kämpft immer
wieder mit der Exceltabelle und dem Beamer.
Das Siegerteam, das zweit- und das letztplatzierte
gewinnen einen Gutschein der Gleis-Bar, des
Restaurants Osso und des Improtheaters Anund-
pfirsich im unteren Stock.
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Jassen in Zürichs Beizen
Das junge Stadtvolk trumpft
an der Langstrasse
Das monatliche Jassturnier im Zürcher Gleis zieht immer
mehr Spielfreudige an. Ein weiteres Lokal zieht nach.
Die erfahrene, ältere Jassgilde freuts, und sie gibt Tipps.
Text: EV MANZ
«Schellen ist Trumpf», sagt die junge Frau mit
zerzaustem Pony am Tisch 1. Sie überlegt einen
Augenblick und spielt dann zögerlich das «Nell»
auf den blanken Holztisch aus.
Eine Stehlampe verbreitet schummriges Licht, im
Hintergrund läuft ein Indie-Song, draussen rau-
schen Reisende in beleuchteten Zugwaggons in
die Nacht hinaus.
Einer der Gegner zückt umgehend den «Puur»,
der in diesem gendergerechten Spielset «Mäd-
chen» heisst. Ihr Spielpartner rollt unter dem Cap
mit den Augen. «Das fängt ja gut an», sagt er.
«Ich hoffe, du hast noch was, sonst werden wir
unserem Teamnamen nicht gerecht!» Die Runde
lacht – das Paar hat sich selbstbewusst als Team
«Obenuse» angemeldet. «Der Name ist ja auch
eine Ansage», sagt der Gegner und entscheidet
das Spiel mit vier Trümpfen für sich. «Das
kommt schon», muntert er die Verlierer auf. Die
Frau prostet ihm mit dem Bierglas zu und gesteht,
ihr fehle etwas die Spielpraxis.
Jassen als reine Männerrunde und bis zum letzten
Spielzug angespannte Ruhe, die sich danach in
bösen Beschimpfungen über die schlechte Taktik
entlädt – dieses Klischee ist längst überholt. Ge-
rade hat das junge Stadtvolk das Kartenspiel wie-
der für sich entdeckt. Es spielt gern in lockerer
Gesellschaft in einem der vielen Zürcher Lokale.
So auch an diesem Mittwochabend im Gleis im
Zollhauskomplex bei der Langstrassen-Unterfüh-
rung. Einmal pro Monat veranstalten da Stephi
Müller und ihr Jass-Team den Glatti-Gleis-Jass,
ein Schieberturnier über vier Runden mit je acht
Spielen. Gespielt wird ohne Teppich, geschrieben
wird auf Papier, die Spielleitung kämpft immer
wieder mit der Exceltabelle und dem Beamer.
Das Siegerteam, das zweit- und das letztplatzierte
gewinnen einen Gutschein der Gleis-Bar, des
Restaurants Osso und des Improtheaters Anund-
pfirsich im unteren Stock.
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