Page 15 - Spielinfo 1 2004
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S p i e l u n d S c h u l e




Das klingt nach Kindergarten? Das mag sein, aber ich habe Schnur, über den
solche Bahnen auch schon mit 12- bis 14-jährigen gebaut. Klassiker Mandalas
Ist die Lehrkraft begeistert dabei, dann sind es auch die aus Zapfen und Blät-
Baumeister. Die Bahnen haben ihren ganz eigenen Reiz tern legen, bis zu
und wenn der Bann gebrochen ist und die Kinder und Ju- Webkunstwerken aus
gendlichen ins Tun kommen, dann läuft die Bauarbeit ganz Gras, Flechten und
von selbst. Nicht ganz von selbst rollen die Kugeln. Es Blüten sind der Krea-
kann durchaus sein, dass einige Male nachgebessert wer- tivität keine Grenzen
den muss, bis ein Wettrollen stattfinden kann. Wer ge- gesetzt. Mooskugeln
winnt? Die schnellste Bahn? Oder lieber die längste? Oder können aufgehängt
geht es nur um den Spass? oder gelegt, Zweige
Wem das zu unspektakulär ist, der kann einen kleinen gebogen, geschichtet
(und, zugegeben, nicht sehr hohen) Seilgarten bauen. Alte und Ranken gewun-
Tücher als Rindenschutz für den Baum, ein paar Seile oder den werden. Wichtig
Spanngurte – wer hat eine Slackline? – und der Bau kann ist nur, dass kein Ma-
starten. Auch Schaukeln sind schnell geknotet. terial verwendet
Viele dünne Seile ergeben ein «Laserlabyrinth», das umso wird, das nicht ver-
rottet oder anderwei-
mehr Geschick beim Durchkommen erfordert, je mehr tig Schaden anrichten
Schnüre gespannt sind. Ein paar Glöckchen und es gibt so- kann. Und natürlich
gar Töne von sich. darf auch keine Ge-
Ein Barfuss-Pfad mit Geschicklichkeitselementen passt in fahr von der Kunst
den Wald genauso wie in den nächsten Spielplatz oder aufs ausgehen: Es darf
Schulgrundstück. Gezielt oder nebenbei spielt man Blät- nichts herunterfallen und jemanden verletzen, eine Stol-
termemory: Wer findet zwei Blätter derselben Baumart, perfalle darstellen oder für Tiere gefährlich werden.
aber von zwei Bäumen? Und die Blätter sollen sich auch Nicht immer ist genügend Zeit und Musse für so ein gros-
noch möglichst ähnlich sehen! Das ist gar nicht so einfach, ses Projekt vorhanden. Aber jede Klasse ist mehrmals im
wenn die beiden Eichen so viele Blätter haben... Es ist Jahr unterwegs: Auf der Klassenreise, am Wandertag, auf
Winter und die Bäume haben keine Blätter? Dann haben dem Weg zu einer Exkursion, mal zu Fuss, mal im Bus und
sie die gleiche Rinde und schon wieder sind Baumpärchen mal mit dem Zug, gespielt werden kann auf jedem Weg.
zu finden.
Eine Schnitzeljagd geht das ganze Jahr. Eine Gruppe mar- Klassiker wie «Ein Hut – ein Stock – ein Regenschirm –
und vorwärts – rückwärts...» begeistern die jüngeren Kin-
kiert den Weg und die anderen Gruppen folgen in einem der. «Der Waldweg ist Lava» finden auch die Grossen
bestimmten zeitlichen Abstand. Ob Holzschnitzel den noch lustig und fördert ganz nebenbei Gleichgewicht,
Weg weisen oder Pfeile gelegt werden, entscheidet man Grobmotorik, Spass und manchmal auch braucht es ein
vorher. Auch ob Sackgassen und Irrwege gelegt werden wenig Mut. Zu viel Aktion? Ihr seid gerade im Zug unter-
dürfen und wie die dann nach ein paar Metern aufgelöst wegs und das Lavaspiel ist wirklich nicht angebracht?
werden, gilt es vorab zu klären. Am Ende winkt ein
Schatz? Oder ein Picknick? Oder ein Lagerfeuer und sel- Dann fallen uns bestimmt ein paar Klassiker ein: «Tic Tac
ber gemachtes Popcorn? Perfekt. Toe» oder «Vier gewinnt» sind schnell aufgezeichnet,
Oder wie wäre es mit Landart? Vergängliche Kunst im schnell erklärt und verstanden.
Freien kann überall stattfinden: im Park um die Ecke, an Ihr mögt es gruselig? Dann spielt ihr «Laterale» oder «Ja-
einer begrünten Stelle in der Stadt, im Schulgarten, auf Nein-Rätsel»! Das geht einwandfrei mit den «black sto-
dem Pausenplatz. Wer kreativ werden möchte, findet einen ries» von Holger Bösch. Wer Krimis nicht mag, bevorzugt
Ort dafür. Wie kann das aussehen? Vom Spinnennetz aus vielleicht die rote Version oder die «adventure stories».
«Tic Tac Bumm» (Piatnik) sorgt für gute Laune und benö-
tigt ausser der Bombe und wechselnden Themen kein Ma-
terial. Wer mag, kann Lernstoff einfliessen lassen. Oder
man spielt ein Rollenspiel: Einer ist der Reiseführer und
erklärt, was man unterwegs grad so alles sieht. Zu ihrer
Rechten sehen sie den Rheinfall, er fliesst von oben nach
unten und es gibt die Sage, «Der Fischer am Rheinfall».
Hier können Wissen und Fakten eingebracht werden, oder
es ist einfach nur eine lustige Rhetorikübung.
Und ganz nebenbei bleibt das Natel einfach mal unbenutzt
im Hosensack oder im Rucksack und kommt höchstens
mal raus, um die Landart zu dokumentieren oder ein paar
Fakten über die Region zu googlen, damit der Reiseleiter
nicht ganz ohne Wissen da steht.
Ich wünsche allen viel Spass beim Spielen unterwegs! 


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