Page 21 - Spielinfo 1 2004
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K o l u m n e
Kolumne boten: Ausgebucht – « Jedes Brett-
und für nächstes Jahr
wieder
terminiert!
Sowohl Behörden als und Kartenspiel
Patrick Jerg auch Abnehmer sind ist ein Lernspiel!»
interessiert. Das hat
Primarlehrer seine berechtigten
Blogger Gründe. Aus bereits
Vater vorhandenen Materialien kann man sofort aus dem Vollen
schöpfen. Spiele sehen toll aus, sind durchdacht und bieten
Kolumnist Förderung und Herausforderung in zahlreichen Bereichen.
Selbst mit kleinen Anpassungen und Hausregeln verspre-
chen Brett- und Kartenspiele einen attraktiven Rahmen, der
sogar Spass macht. Durch Videoanleitungen erhält man ei-
nen schnellen Zugang und muss keine Regeln lesen.
Vor einiger Zeit hat mich ein Verlag gefragt, wann ein Spiel
Spielen ist schulfähig denn als Lernspiel gelte? Meine Antwort lautete: Nie! Oder
immer! Vor Lernspielen im klassischen Sinn, bei denen
Schulische Trends lösen sich in einer schönen Regelmäs- man nur einzelne Aspekte explizit übt, nehme ich mittler-
sigkeit ab. Was heute aktuell ist, ist morgen wieder verpönt. weile Abstand. Das langweilt die Kinder, denn meist steckt
Wie in einem Wellenbad spült es unterschiedliche Metho- wenig Fantasie in solchen Spielen. Und eigentlich ist jedes
den und Materialien ins Schulzimmer, mit dem Verspre- Brett- und Kartenspiel ein Lernspiel. Man arbeitet damit an
chen, dass es sich um die neueste Innovation handelt. Wer der Konzentration, am logischen Denken, übt das Zählen
sich bereits über längere Zeit in den Schulzimmern dieses ganz nebenbei, sucht Zusammenhänge, arbeitet spielerisch
Landes bewegt, kann sich ein Schmunzeln kaum verknei- am Textverständnis usw. Daher lassen sich solche Spiele
fen, wenn plötzlich der Frontalunterricht wieder lobende gut und jederzeit in den Unterricht einbauen und bieten
Worte erhält oder Diktate in der einen oder anderen Form spielerisch einen enormen Mehrwert in vielen Lernberei-
wieder eine Auferstehung im Schulalltag feiern. Jede Insti- chen. Dabei habe ich den sozialen Bereich grosszügig aus-
tution muss schliesslich jährlich neue Erkenntnisse und gelassen.
Schwerpunkte liefern, sonst könnte man ja auf sie verzich-
ten. Dabei war oft alles schon einmal da und wird zu gege- Alles, was man benötigt, ist ein wenig Mut, um das Thema
bener Zeit wieder aus der Schublade geholt. umzusetzen. Man muss sich einen Überblick verschaffen in
einem schnell wechselnden Markt, der dafür jährlich so
Und so erstaunt es nicht, dass aktuell das Brett- und Karten- viele gute Ideen umsetzt, die man nur noch für sich pflücken
spiel wieder für den Unterricht entdeckt wird. Zu erkennen muss. Mit kleinen Schritten beginnen und sich langsam vor-
ist das an Weiterbildungskursen, die in diesem Bereich wie antasten. Während ich vor Jahren noch belächelt wurde mit
Pilze aus den Fortbildungsprogrammen schiessen. Oder an meinen Ideen, haben sich mittlerweile einige davon fix in
Geldern, die zur Verfügung stehen für Spiele für den Un- der Schule etabliert. Es lohnt sich an einem Thema dranzu-
terricht. Die Nachfrage nach spielerischen Einblicken ist bleiben, denn der nächste Trend kommt schulisch ganz be-
gross. Gerade habe ich selbst einen solchen Kurs ange- stimmt (wieder).
(Fortsetzung Papablog von Seite 20)
wurden von Marianne, einer pensionierten Mathematik- Die Schoggiseite des hyperaktiven Gremlins
lehrerin aus Brülisau, entwickelt und von einer Schreinerei Immerhin: Die Kinder sind beschäftigt und das replizierte
hergestellt, die Menschen mit ADHS beschäftigt.» Die Analvokabular vermag sie nach jedem Streit wieder zu er-
wären auch leise. Der Furby aber blinkt, surrt und labert heitern. Ausserdem hat der Brecht, als er die Innereien sei-
mehr Mist als der gesamte Stammtisch im Rössli. Und er nes Sparschweins zählte, mehr Mathe gebüffelt als in sei-
verursacht regelmässig Geschwisterstreit. Die Bauklötze ner ganzen bisherigen Schulkarriere.
könnte man immerhin fair aufteilen – wenn Marianne Und dann heute Morgen, nachdem ich den Brecht in die
nicht eine Primzahl davon in die Jutetüte gepackt hätte. Schule geschickt hatte: Ich überlegte gerade, wie ich
Furby aber hat zu allem Übel auch noch eine Funktion, die Beebers unterhalten könnte, und schaute ins Wohnzim-
gesetzlich eigentlich verboten gehört: nachplappern in mer, wo er auf dem Sofa sass und glücklich dem Furby die
verschiedenen Stimmlagen. «Saaag etwas und ich spreche neongrünen Haare frisierte. Der wiederum erzählte in sei-
es naaach!», fordert er regelmässig in derselben Stimme, nem schönsten Sonntagskauderwelsch irgendwas über
in der die Hexe damals Gretel und Hänsel ins Lebkuchen- Fürze. Das Kind sah meinen Blick und lächelte mich selig
haus lockte. So ein Spielzeug darf wirklich NIE in die an. Ich muss wohl akzeptieren, dass Kinder eine andere
Hände eines Kindes fallen, das gerade mitten in seiner fä- Vorstellung von guter Unterhaltung haben. Willkommen
kalen Phase steckt. So wie unser Beebers. Nun singt neben in unserer Familie, Furby.
ihm auch der Furby von morgens bis abends in Bass-
stimme, Tenor und Falsett: «Bisi, Gagiloch, Kotzi, (Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors und der
*Drückgeräusch*, Kack!». Redaktion der TA-Media AG)
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Kolumne boten: Ausgebucht – « Jedes Brett-
und für nächstes Jahr
wieder
terminiert!
Sowohl Behörden als und Kartenspiel
Patrick Jerg auch Abnehmer sind ist ein Lernspiel!»
interessiert. Das hat
Primarlehrer seine berechtigten
Blogger Gründe. Aus bereits
Vater vorhandenen Materialien kann man sofort aus dem Vollen
schöpfen. Spiele sehen toll aus, sind durchdacht und bieten
Kolumnist Förderung und Herausforderung in zahlreichen Bereichen.
Selbst mit kleinen Anpassungen und Hausregeln verspre-
chen Brett- und Kartenspiele einen attraktiven Rahmen, der
sogar Spass macht. Durch Videoanleitungen erhält man ei-
nen schnellen Zugang und muss keine Regeln lesen.
Vor einiger Zeit hat mich ein Verlag gefragt, wann ein Spiel
Spielen ist schulfähig denn als Lernspiel gelte? Meine Antwort lautete: Nie! Oder
immer! Vor Lernspielen im klassischen Sinn, bei denen
Schulische Trends lösen sich in einer schönen Regelmäs- man nur einzelne Aspekte explizit übt, nehme ich mittler-
sigkeit ab. Was heute aktuell ist, ist morgen wieder verpönt. weile Abstand. Das langweilt die Kinder, denn meist steckt
Wie in einem Wellenbad spült es unterschiedliche Metho- wenig Fantasie in solchen Spielen. Und eigentlich ist jedes
den und Materialien ins Schulzimmer, mit dem Verspre- Brett- und Kartenspiel ein Lernspiel. Man arbeitet damit an
chen, dass es sich um die neueste Innovation handelt. Wer der Konzentration, am logischen Denken, übt das Zählen
sich bereits über längere Zeit in den Schulzimmern dieses ganz nebenbei, sucht Zusammenhänge, arbeitet spielerisch
Landes bewegt, kann sich ein Schmunzeln kaum verknei- am Textverständnis usw. Daher lassen sich solche Spiele
fen, wenn plötzlich der Frontalunterricht wieder lobende gut und jederzeit in den Unterricht einbauen und bieten
Worte erhält oder Diktate in der einen oder anderen Form spielerisch einen enormen Mehrwert in vielen Lernberei-
wieder eine Auferstehung im Schulalltag feiern. Jede Insti- chen. Dabei habe ich den sozialen Bereich grosszügig aus-
tution muss schliesslich jährlich neue Erkenntnisse und gelassen.
Schwerpunkte liefern, sonst könnte man ja auf sie verzich-
ten. Dabei war oft alles schon einmal da und wird zu gege- Alles, was man benötigt, ist ein wenig Mut, um das Thema
bener Zeit wieder aus der Schublade geholt. umzusetzen. Man muss sich einen Überblick verschaffen in
einem schnell wechselnden Markt, der dafür jährlich so
Und so erstaunt es nicht, dass aktuell das Brett- und Karten- viele gute Ideen umsetzt, die man nur noch für sich pflücken
spiel wieder für den Unterricht entdeckt wird. Zu erkennen muss. Mit kleinen Schritten beginnen und sich langsam vor-
ist das an Weiterbildungskursen, die in diesem Bereich wie antasten. Während ich vor Jahren noch belächelt wurde mit
Pilze aus den Fortbildungsprogrammen schiessen. Oder an meinen Ideen, haben sich mittlerweile einige davon fix in
Geldern, die zur Verfügung stehen für Spiele für den Un- der Schule etabliert. Es lohnt sich an einem Thema dranzu-
terricht. Die Nachfrage nach spielerischen Einblicken ist bleiben, denn der nächste Trend kommt schulisch ganz be-
gross. Gerade habe ich selbst einen solchen Kurs ange- stimmt (wieder).
(Fortsetzung Papablog von Seite 20)
wurden von Marianne, einer pensionierten Mathematik- Die Schoggiseite des hyperaktiven Gremlins
lehrerin aus Brülisau, entwickelt und von einer Schreinerei Immerhin: Die Kinder sind beschäftigt und das replizierte
hergestellt, die Menschen mit ADHS beschäftigt.» Die Analvokabular vermag sie nach jedem Streit wieder zu er-
wären auch leise. Der Furby aber blinkt, surrt und labert heitern. Ausserdem hat der Brecht, als er die Innereien sei-
mehr Mist als der gesamte Stammtisch im Rössli. Und er nes Sparschweins zählte, mehr Mathe gebüffelt als in sei-
verursacht regelmässig Geschwisterstreit. Die Bauklötze ner ganzen bisherigen Schulkarriere.
könnte man immerhin fair aufteilen – wenn Marianne Und dann heute Morgen, nachdem ich den Brecht in die
nicht eine Primzahl davon in die Jutetüte gepackt hätte. Schule geschickt hatte: Ich überlegte gerade, wie ich
Furby aber hat zu allem Übel auch noch eine Funktion, die Beebers unterhalten könnte, und schaute ins Wohnzim-
gesetzlich eigentlich verboten gehört: nachplappern in mer, wo er auf dem Sofa sass und glücklich dem Furby die
verschiedenen Stimmlagen. «Saaag etwas und ich spreche neongrünen Haare frisierte. Der wiederum erzählte in sei-
es naaach!», fordert er regelmässig in derselben Stimme, nem schönsten Sonntagskauderwelsch irgendwas über
in der die Hexe damals Gretel und Hänsel ins Lebkuchen- Fürze. Das Kind sah meinen Blick und lächelte mich selig
haus lockte. So ein Spielzeug darf wirklich NIE in die an. Ich muss wohl akzeptieren, dass Kinder eine andere
Hände eines Kindes fallen, das gerade mitten in seiner fä- Vorstellung von guter Unterhaltung haben. Willkommen
kalen Phase steckt. So wie unser Beebers. Nun singt neben in unserer Familie, Furby.
ihm auch der Furby von morgens bis abends in Bass-
stimme, Tenor und Falsett: «Bisi, Gagiloch, Kotzi, (Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors und der
*Drückgeräusch*, Kack!». Redaktion der TA-Media AG)
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