Page 26 - Spielinfo 2 2024
P. 26
S c h w e r p u n k t


Spielen im «DaZ»: Deutsch als


13B
Zweitsprache im Unterricht





Text und Fotos: URSULA KÄSER


In meinem DaZ-Unterricht sitzen Kinder
von der 3. bis zur 6. Klasse, die zuhause
eine oder mehrere andere Sprachen spre-
chen. Je nach Sprachstand sind die Aufga-
ben und Ansprüche sehr unterschiedlich.
Das Ziel des DaZ-Unterrichtes ist es aber
immer, unsere Schulsprache Deutsch bes-
ser zu lernen, den Schülern den Zugang zu
Umgebung und Schulstoff zu erleichtern.


Dazu gehören viele Übungssequenzen und Themen wie Deshalb steige ich meist mit einem kurzen, einfachen
die richtige Aussprache, das freie Sprechen, die Erweite- Spiel in den Unterricht ein. Dieses Anfangsspiel bleibt
rung des Wortschatzes, der korrekte Satzbau, das Lesen, während einiger Wochen dasselbe. Auch unsichere Kinder
das Schreiben und vieles mehr. Nebst intensiven und an- werden mutiger und trauen sich immer mehr zu. Spiele für
strengenden Phasen gehört das Spielen ganz klar dazu. kurze Einstiege sind etwa: Begriffe erklären und raten, Ge-
Und egal, wie alt die Kinder sind, sobald eine spielerische schenke weitergeben (That’s not a hat), offene Fragen stel-
Sequenz eingeschoben wird, sind die Kinder voll und ganz len, aus den Buchstaben eines Wortes neue Worte bilden,
dabei. Da wird engagiert um Punkte gerungen, kommuni- möglichst viele Worte mit 5 Buchstaben finden, Scrabble
ziert und wenn nötig auch mit Händen und Füssen «ge- reihum usw.
sprochen». Wichtig dabei ist immer das spielerische Element, der nie-
Spielen bedeutet Emotionen, Gefühle, Wettbewerb, Er- derschwellige Einstieg in unsere Sprache. Die Kinder füh-
folg, Wir-Gefühl… und diese gute Atmosphäre hinterlässt len sich abgeholt und wahrgenommen, sie wissen, was
wichtige positive Spuren und Gedanken im Zusammen- kommt. Dank kleinen Schülergruppen sind die Kinder im-
hang mit unserer Sprache. mer involviert und können kleine Erfolge erzielen.
Ich stelle fest, dass viele einfache Spielideen aus meiner Für alle diese Tätigkeiten braucht es Sprache, unsere Spra-
Kindheit heutzutage nicht mehr geläufig sind und dass che. Jedes Spiel braucht Regeln, die müssen erklärt und
die Kinder sie noch so gerne aufnehmen und auch gern verstanden sein. Jedes Kind muss sich eingeben, mit den
wiederholen. Es sind dies Spiele wie Memory, Quartett, Mitspielenden in Kontakt treten, sich verständlich ausdrü-
Wörter raten, Lotto, Hangman, Stadt-Land-Fluss, Reim- cken. Sie lernen auch mit kleinen Niederlagen umzugehen,
worte finden… Das sind spannende und wichtige stärken ihre Resilienz.
Übungsmöglichkeiten. Es braucht oft sehr wenig, und Hinzu kommt der Glücksfaktor eines Spiels. Bei den aller-
schon ist die Lernumgebung lockerer und entspannter, meisten Spielen genügt es nämlich nicht, mehr zu wissen
die Stimmung in der Gruppe gut. Jeder Lacher mindert als der Mitspielende, es ist auch wichtig, Glück zu haben,
Stress und schüttet Glückshormone aus. zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun und so seine
Chance zu packen.
Für den Spracherwerb enorm wichtig ist das Wiederholen
der Wörter, das Aneignen des passiven und des aktiven
Wortschatzes, die Kommunikation. Dies alles geschieht
beim Spielen, ohne Druck! Ein solches Spiel muss nicht
perfekt und neu sein, es kann auch selbstgemacht (z.B. von
den Kindern selbst) sein, wichtig sind die Emotionen, die
beim Spielen ausgelöst werden. Kinder lieben einfache
Spiele!
Spielen fördert auch das vernetzte Denken, das Kombinie-
ren, das Planen. Im Zeitalter der digitalen Medien fehlt lei-
der auch oft das konkrete Handeln. Wie soll man mit Wor-
ten Abläufe und Tätigkeiten beschreiben, die man kaum


26
   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31