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S c h w e r p u n k t


Die Sprache ist der «Das Spiel ist

die Sprache
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Schlüssel zur Welt des Herzens.»


Susanne Stöcklin-Meier



Text: SUSANNE STÖCKLIN-MEIER und
YVONNE FILLIGER-HENGGELER


«Die Sprache ist der Schlüssel zur Welt» Das Spiel ist die Sprache
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ist ein Zitat von Wilhelm von Humboldt. des Herzens
Kinder werden mit einer grossen Portion Das einzige Sprachfenster wird von der Wissenschaft ab
Geburt bis zirka Ende des 6. – 8. Lebensjahres angegeben.
Neugier geboren. Mit dem Sprach-Schlüs- Diese Zeitspanne ist die sensibelste und wichtigste Phase
sel erschliesst sich ihnen das Tor zur Welt. in der kindlichen Sprachentwicklung.
Sie entdecken neue, unbekannte Räume. Kinder nehmen Sprache spontan mit Kopf, Hand und Herz
auf. Auch ihre Fein- und Grobmotorik entwickelt sich da-
Sie treten mit Menschen, Gefühlen, der bei. Spiel, Sprache und Bewegung erfüllen Kinder mit
Umwelt, Gegenständen, Handlungen und Glücksgefühlen. Im Spiel sind sie ganz im Hier und Jetzt.
Kultur in Kontakt. Durch Sprache und Ein Spiel ohne Herzlichkeit ist wie eine Blume ohne Duft.
Sprechen entstehen Dialoge. Alltagsorientierte Sprech-
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und Höranlässe
Die Kinder bauen sich in den ersten Lebensjahren Brücken Sie sind in den ersten Kinderjahren das effektivste Mittel
auf vom «Ich zum Du» und vom «Du zum Wir». Ihr Wort- einer lustbetonten und spielerischen Sprachförderung. Im
schatz erweitert sich in den ersten 6 bis 8 Jahren gewaltig. Umgang mit Kindern sollten wir deshalb täglich situativ
Kinder eignen sich durch das Hören von Sprache und sel- unser Handeln, Denken und Fühlen in alters- und kindge-
ber Sprechen mehr und mehr Wissen an. Sprache durch- rechte Worte und Dialoge fassen. Kinder nehmen Worte
zieht alle Entwicklungsbereiche. Nur was sich sprachlich und Begriffe auf, lange bevor sie diese bewusst ausspre-
benennen lässt, wird bewusst fassbar. chen können. Die Sprachwelt wird dadurch zu einem end-
losen Lern- und Experimentierfeld.
Sprache ist eine der wichtigsten
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Schlüsselkompetenzen Sprache, Spiel und Bewegung
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Ein Kind, das seine Sprache gut beherrscht, hat später bes- erfahren Kinder als Einheit
sere Bildungschancen. Es erschliessen sich unzählige Sprachspiele leben von der spielerischen Wiederholung.
Möglichkeiten und neue Welten durch vernetztes Denken, Um sich die Wörter einzuprägen brauchen Kinder 40 bis
sei es in der Familie, in der Spielgruppe, im Kindergarten, 50 Wiederholungen in unterschiedlichsten Situationen.
in der Schule und später im Beruf, in Beziehungen, in der Darum sind Bewegungsverse ideal für Vorschulkinder. Je
Kommunikation generell, beim Lesen, Reisen, kulturellen mehr wir sprechend spielen, desto spielender sprechen wir
Anlässen etc. Die Sprache ist tatsächlich der Schlüssel zur zum Wohl der Kleinen. Durch Spielerlebnisse trainieren
Welt. sie Spiel und Sprache unbewusst mit grosser Lust und Hu-
mor. Kinder werden durch Spiele mit Kopf, Herz und
Hand in ihrer Sprachförderung optimal unterstützt.
Was passiert, wenn sich dieses spezielle
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Sprachfenster schliesst?
Ab jetzt wird das Lernen von Sprachen kopflastig und ver-
schult. Die Aneignung von Sprache entwickelt sich im
Grundschulalter weniger intuitiv, bewegungsärmer und ist
oft nicht mehr mit allen Sinnen erlebbar. Durch weniger
situative Anlässe wird der Spracherwerb über Hören,
Sprechen, Lesen und Schreiben für Schulkinder in der
Schriftsprache anspruchsvoller, schwieriger und etwas an-
strengender. Der Schlüssel zu neuen Sprachwelten erwei-
tert sich mit Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.
Spannende Themen lassen sich in alle Richtungen entde-
cken und erforschen. 


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