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Pareidolie – wenn uns das Gehirn Streiche spielt

Warum sehen wir überall ein Gesicht?               Mooney Gesichter beinhalten zwei wahrnehmbare Objekte – Gesicht oder eine Gestalt
                                                   mit Blasinstrument. Kopfgestellt ist es schwierig, Gesicht bzw. Gestalt zu erkennen.
Fast alle Menschen sehen in vielen alltägli-
       chen Gegenständen, wie beispielsweise       Seit den 1950er Jahren ist bekannt, dass der
       Handtaschen, Gemüse, Autos oder Elekt-      Mensch einen angeborenen Drang besitzt, Struk-
rogeräten, ein Gesicht. Manchmal lacht es,         turen eine Bedeutung zu geben. Dies wird als
manchmal guckt es traurig und ab und zu auch       Pareidolie bezeichnet. Es ist der Grund, warum
grimmig. Aber warum ist das so? Warum sieht        wir in Steckdosen, Wolken und Werkzeugen im-
der Mensch überall Gesichter?                      mer wieder ein Gesicht, vertraute Wesen oder
                                                   andere Gegenstände erkennen.
Der kanadische Psychologe Craig Mooney
brachte in den 1950er Jahren den Beweis für den
menschlichen Drang und der Fähigkeit, unter-
schiedlichen Strukturen und Mustern mit Be-
kanntem zu verbinden. Er veränderte 40 aus un-
terschiedlichen Blickwinkeln aufgenommene
Porträtfotos in schwer erkennbare schwarz-weiss
Muster. Neben den veränderten Porträtfotos

mischte er beliebige Fleckenmuster. Trotzdem       Beweis für Pareidolie: Mooney-Gesichter

gelang es den Testpersonen immer wieder ein        Ein gutes und sehr bekanntes Beispiel ist das
menschliches Gesicht in den modifizierten Port-    Marsgesicht. Im Jahr 1976 fotografierte die
rätfotos zu erkennen. Diese Bilder sind heute als  Raumsonde Viking 1 das Marshochland Cydo-
Mooney-Gesichter bekannt und die Sensibilität      nia Mensae. Eine der Aufnahmen schaffte es zu
für die menschliche Physiognomie wurde in          internationaler Berühmtheit, denn auf ihr ist ein
zahlreichen Versuchsreihen immer wieder bestä-     grosses menschliches Gesicht auf dem Marsbo-
tigt. Interessant ist auch, dass die menschliche   den zu erkennen. Wie die NASA damals schon
                                                   erklärte, handelte es sich dabei um eine optische
Gesichtserkennung nur zu funktionieren schein,     Täuschung – beruhend auf dem Zusammenspiel
wenn die Mooney-Gesichter richtig herum ange-      von Licht und Schatten. Gut 25 Jahre später zeig-
sehen werden. Verändert man den Winkel um          ten neue Fotos – aus einem anderen Blickwinkel
mindestens 45 Grad, so wird es für das Gehirn
sehr schwer ein menschliches Gesicht in den        – dass es sich bei dem vermeintlichem Marsge-
schwarz-weiss Bildern ausfindig zu machen.         sicht tatsächlich nur um natürliche Felsformatio-
                                                   nen handelte  (lb)
Menschen sehen in Objekten immer wieder Ge-
sichter. Aber warum?                                   Spannende Lektüre über das Thema «Gesichtserkennung»
                                                       Textquelle: www.forschung-und-wissen.de

                                                   Spielinfo 1 / 2016 | 63
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