Page 38 - Magazin Schweizerischer Dachverband für Spiel und Kommunikation
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Schwerpunkt
stehen. So sieht ein Schüler etwa, wer die Auf- Bildungsforscher Nando Stöckling ist davon überzeugt(: «Das Internet löst einen «Leit-
gabe, an der er gerade zu scheitern droht, bereits medienwechsel» aus – so wie der Buchdruck im Mittelalter». Daran werden wir uns ge-
gelöst hat – und wo er Rat suchen kann. Einander wöhnen. Bild: der Bund.
eine Aufgabe erklären sei erlaubt, sagt Stöcklin,
die Lösung sollte aber nicht verraten werden – gleich motiviert wie am ersten». Die Tests führ-
«was nicht immer funktioniert», fügt er schmun- ten auch zu Veränderungen der Plattform. Eine
zelnd an. Schule schlug vor, man sollte selber Aufgaben
Die Lehrer wiederum verfolgen die Fortschritte kreieren können. Nun gibt es neu eine «Quest-
der Kinder gewissermassen live. Sie können ein- Schmiede». Diese wird aber erst ab einem gewis-
zelne Schüler anpeilen oder gleich die Klasse für sen Level freigeschaltet, wie Stöcklin sagt.
einen «Theorie-Input» versammeln, wie es Für den Ethnologen, der im Nebenfach Informa-
Stöcklin nennt. Ein solcher Input ist etwa dann tik studierte, ist eines zentral: Dank Internet und
angezeigt, wenn auffällig viele Kinder eine be- Computern ist es möglich, selbstbestimmt und
stimmte Aufgabe auslassen. im eigenen Rhythmus zu lernen. Die Kinder le-
Die Fotofunktion der Tablets eröffnet weitere sen Texte, schauen sich Videos an oder hören
Möglichkeiten. Kinder können Arbeitsblätter, sich Tondokumente an (mit Kopfhörern). Und
die sie auf traditionelle Weise gelöst haben, fo- wenn sie etwas nicht verstanden haben oder eine
tografieren und der Lehrerin elektronisch zustel- Szene noch einmal anschauen wollen, spulen sie
len. Diese kann die Korrekturen dann vorneh- zurück. Ein solches Lernen bedingt eine entspre-
men, wenn sie Zeit hat – und sie zu einem belie- chende Ausrüstung. Für Nando Stöcklin läuft es
bigen Zeitpunkt zurücksenden. Questanja funk- darauf hinaus, dass Schülerinnen und Schüler
tioniert auch ausserhalb der Unterrichtszeiten. Es früher oder später alle mit eigenen Tablets oder
sei schon vorgekommen, sagt Stöcklin, dass ei- Laptops ausgerüstet werden oder mit privaten
nige Schüler zu Hause fast nicht mehr hätten auf- Geräten arbeiten dürfen. Die dauernde und ra-
hören können, Aufgaben zu lösen. sche Verfügbarkeit der Geräte sei entscheidend,
sagt er. Müssten die Kinder zuerst einen Compu-
Computer und Tablets halten Einzug in die Schulen. Bild: Schule und Social Media. terraum aufsuchen und «fünf Minuten warten,
bis die Geräte laufen, funktioniert es nicht.».
Hohe Motivation bei den Kindern (Quelle: Der Bund / Dölf Barben)
Das System ist bereits an mehreren Schulen ge- Link: zum Spiel «Questanja»
testet worden. Die Tests dauerten vier bis sieben Video: Vortrag des Autors zum Thema Gami
Wochen – allerdings immer nur in einem Fach.
Fände der Unterricht ständig auf diese Art statt, Interview mit Nando Stöcklin:
nützte der Effekt sich wohl ab, sagt Stöcklin. Bei «Die Digitialisierung hat einschneidende
den Tests war es anders. Die Schülerinnen und Auswirkungen auf unser Schulsystem.»
Schüler «waren am letzten Tag noch genau
Link: zum Interview mit Nando Stöcklin
Spielinfo 1 / 2016 | 38