Page 16 - Spielinfo 2 2024
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S p i e l u n d S c h u l e
Die Kinder
In der Schule soll eine angenehme sollen nicht
Theoriebezug Atmosphäre entstehen, die das
(Literaturnachweise siehe «Informationen») Kind seine Sorgen vergessen nur für die
lässt. Ein Ort, der ihm Halt,
Franz Sedlak und Brigitte Sindelar geben in ihrem Buch Schutz und Sicherheit bietet. Das Schule,
«Hurra ich kann’s» Hinweise zum Vorschulförderprogramm. Kind soll hier Geborgenheit und
Die Arbeit mit Geschichten sei Training kognitiver Fertigkeiten, Verlässlichkeit erleben und nicht sondern
Training der Kreativität und Training der Erlebnisfähigkeit und der nur für die Schule, sondern auch
sozialen Wahrnehmung. Es ist die Förderung der Motivation und auch fürs
seelischen Entwicklung des Kindes. Erwähnt sind auch hier die Fra- fürs Leben lernen können. Ein
gen: Was ist geschehen? Wo? achtsamer und respektvoller Um- Leben
gang miteinander ist die Voraus-
Wann? Warum? Wie? Wozu? Womit? So könne aus jeder Ge- setzung dafür. lernen.
schichte wertvolles Übungsmaterial gewonnen werden. Eini-
ges sei hier erwähnt: Kann das Kind den Ablauf oder die wichtig- Die Geschichten-Kiste, eine
sten Orte richtig wiedergeben? Wie gut kann sich das Kind konzen- ganzheitliche, musische Methode,
trieren? Was behält es im Gedächtnis? Erfasst es die Gründe und bietet die Möglichkeit, direkt zur Seele zu sprechen. Le-
die Ursachen, weshalb es zu bestimmten Handlungen, Ereignissen bensinhalte werden verarbeitet und lösungsorientierte
usw. gekommen ist? Es wird erwähnt, wie wichtig es ist, dass Strategien entwickelt. Die Geschichten sollen wie im Mär-
Kinder sich aktiv mit ihrer Welt auseinandersetzen statt nur zu chen zu einem guten Ende führen. Die W-Fragen und wei-
konsumieren, indem sie passiv zuhören oder berieselnd TV tere Kommunikationsstrategien spielen bei dieser Arbeit
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schauen oder sich mit digitalen Geräten und «kindergerechten» eine wichtige Rolle. Die Kinder erfahren eine sozial-emo-
Apps beschäftigen. Tagtäglich sind wir der Gefahr von Überreizung tionale Stärkung; freudvolles, unbeschwertes Lernen soll
ausgesetzt. Das kann mit der Zeit zu einer Erlebnisabflachung dadurch gefördert werden. Die Sprache steht im Vorder-
führen. Die aktive Auseinandersetzung mit Film, Fernsehen, Litera- grund.
tur usw. ermöglicht eine kritische Haltung. Dem Kind wird die Mög-
lichkeit gegeben, mit eigenen Gedanken, Fantasien und Anregun-
gen zu agieren. Zudem lernt das Kind sich gefühlsmässig am Ge- Zielsetzung
67B
schehen zu beteiligen, es fördert und schult seine Erlebnisfähig- Im Unterschied zu medizinisch-therapeutischen oder psy-
keit. chotherapeutischen Massnahmen, welche zur Heilung ei-
Es wird ersichtlich, dass die Geschichten-Kiste geradezu eine nes körperlichen oder seelischen Leidens angewendet wer-
Goldgrube ist für die Förderung der erwähnten Fertigkeiten und den, haben pädagogisch-therapeutische Massnahmen die
Fähigkeiten! Es steht uns damit ein Förderprogramm zur Verfüg- Förderung und Ermöglichung von Lernen und Entwick-
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ung, welches das für die späteren Leistungen notwendige Funda- lung zum Ziel . Das Ziel ist es, dass Kinder sich durch das
ment trainiert, ein Förderkonzept zur Stärkung der Sach-, Selbst- geregelte Rollenspiel (Geschichten-Kiste) weiterentwi-
und Sozialkompetenz. ckeln und dadurch freudvolles Lernen und optimale För-
Zudem erwähnen C. Ettrich und K.U. Ettrich den sogenannten derung ermöglicht wird. Beim Erfinden, Spielen und Be-
Scenotest von Staabs (1992). Das Spielmaterial besteht aus arbeiten von Geschichten rüsten wir uns mit Lebens- und
biegbaren Puppen, allerlei Gegenständen und Tieren und soll Kommunikationsstrategien aus. Sich lustbetont, fröhlich
einen Einblick in die sozialen Einstellungen und Interaktionsfor- und humorvoll weiterzuentwickeln fördert nicht nur die
men mit anderen Menschen geben. Im gestaltenden Spiel sollen Entwicklung, sondern soll auch Spass machen. Alle Kin-
Kinder Konflikte und Wünsche zum Ausdruck bringen können. Er der profitieren von der Geschichten-Kiste, sei es in einer
wurde zur Erfassung unbewusster Probleme entwickelt. aktiven Rolle wie auch beim Zuschauen. Das Spektrum
Ich schliesse daraus, dass wir mit der Geschichten-Kiste reicht von minimalen bis zu hohen Anforderungen. Die
Problemlösestrategien entwickeln. Von Käthy Wüthrich und aus Komplexität der Geschichten ist flexibel gestaltbar und so-
eigener Erfahrungen in meiner Puppenspieltherapie-Praxis weiss mit für die Förderung von Kindern mit unterschiedlichsten
ich, dass mit Geschichten spielen eine entlastende Wirkung erzielt Voraussetzungen geeignet.
werden kann. Es hilft, eigene Lebensthemen zu verarbeiten. Wir
können Bewegung in blockierte Situationen hineinbringen Es
unterstützt uns in der Weiterentwicklung und lässt uns gelassener,
aufmerksamer, zufriedener und freier leben. Wir lernen die Welt
handelnd zu begreifen, wie es auch die folgende Lernmethode
beschreibt.
Compad ist eine Methode zu gemeinsam handelndem Lernen.
Compad wird seit 1997 von Prof. Dr. Manfred Künzel, Leiter
Hochschuldidaktik der Universität in Bern entwickelt. Mit einem
Materialset, bestehend aus Figuren, Gegenständen aus Glas, Holz,
Karton und Knetmasse sowie Ergänzungsmaterial wird eine
Situation «auf den Tisch gelegt» und nach Lösungsstrategien
gesucht. Es soll die Zukunft modellhaft abbilden und fassbar
machen. Das Lernmaterial/ Strukturlegematerial soll sich für die
Darstellung komplexer Situationen eignen. Durch die Handlungs-
ebene wird das Bedürfnis nach körperlicher Aktivität befriedigt.
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Die Kinder
In der Schule soll eine angenehme sollen nicht
Theoriebezug Atmosphäre entstehen, die das
(Literaturnachweise siehe «Informationen») Kind seine Sorgen vergessen nur für die
lässt. Ein Ort, der ihm Halt,
Franz Sedlak und Brigitte Sindelar geben in ihrem Buch Schutz und Sicherheit bietet. Das Schule,
«Hurra ich kann’s» Hinweise zum Vorschulförderprogramm. Kind soll hier Geborgenheit und
Die Arbeit mit Geschichten sei Training kognitiver Fertigkeiten, Verlässlichkeit erleben und nicht sondern
Training der Kreativität und Training der Erlebnisfähigkeit und der nur für die Schule, sondern auch
sozialen Wahrnehmung. Es ist die Förderung der Motivation und auch fürs
seelischen Entwicklung des Kindes. Erwähnt sind auch hier die Fra- fürs Leben lernen können. Ein
gen: Was ist geschehen? Wo? achtsamer und respektvoller Um- Leben
gang miteinander ist die Voraus-
Wann? Warum? Wie? Wozu? Womit? So könne aus jeder Ge- setzung dafür. lernen.
schichte wertvolles Übungsmaterial gewonnen werden. Eini-
ges sei hier erwähnt: Kann das Kind den Ablauf oder die wichtig- Die Geschichten-Kiste, eine
sten Orte richtig wiedergeben? Wie gut kann sich das Kind konzen- ganzheitliche, musische Methode,
trieren? Was behält es im Gedächtnis? Erfasst es die Gründe und bietet die Möglichkeit, direkt zur Seele zu sprechen. Le-
die Ursachen, weshalb es zu bestimmten Handlungen, Ereignissen bensinhalte werden verarbeitet und lösungsorientierte
usw. gekommen ist? Es wird erwähnt, wie wichtig es ist, dass Strategien entwickelt. Die Geschichten sollen wie im Mär-
Kinder sich aktiv mit ihrer Welt auseinandersetzen statt nur zu chen zu einem guten Ende führen. Die W-Fragen und wei-
konsumieren, indem sie passiv zuhören oder berieselnd TV tere Kommunikationsstrategien spielen bei dieser Arbeit
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schauen oder sich mit digitalen Geräten und «kindergerechten» eine wichtige Rolle. Die Kinder erfahren eine sozial-emo-
Apps beschäftigen. Tagtäglich sind wir der Gefahr von Überreizung tionale Stärkung; freudvolles, unbeschwertes Lernen soll
ausgesetzt. Das kann mit der Zeit zu einer Erlebnisabflachung dadurch gefördert werden. Die Sprache steht im Vorder-
führen. Die aktive Auseinandersetzung mit Film, Fernsehen, Litera- grund.
tur usw. ermöglicht eine kritische Haltung. Dem Kind wird die Mög-
lichkeit gegeben, mit eigenen Gedanken, Fantasien und Anregun-
gen zu agieren. Zudem lernt das Kind sich gefühlsmässig am Ge- Zielsetzung
67B
schehen zu beteiligen, es fördert und schult seine Erlebnisfähig- Im Unterschied zu medizinisch-therapeutischen oder psy-
keit. chotherapeutischen Massnahmen, welche zur Heilung ei-
Es wird ersichtlich, dass die Geschichten-Kiste geradezu eine nes körperlichen oder seelischen Leidens angewendet wer-
Goldgrube ist für die Förderung der erwähnten Fertigkeiten und den, haben pädagogisch-therapeutische Massnahmen die
Fähigkeiten! Es steht uns damit ein Förderprogramm zur Verfüg- Förderung und Ermöglichung von Lernen und Entwick-
1
ung, welches das für die späteren Leistungen notwendige Funda- lung zum Ziel . Das Ziel ist es, dass Kinder sich durch das
ment trainiert, ein Förderkonzept zur Stärkung der Sach-, Selbst- geregelte Rollenspiel (Geschichten-Kiste) weiterentwi-
und Sozialkompetenz. ckeln und dadurch freudvolles Lernen und optimale För-
Zudem erwähnen C. Ettrich und K.U. Ettrich den sogenannten derung ermöglicht wird. Beim Erfinden, Spielen und Be-
Scenotest von Staabs (1992). Das Spielmaterial besteht aus arbeiten von Geschichten rüsten wir uns mit Lebens- und
biegbaren Puppen, allerlei Gegenständen und Tieren und soll Kommunikationsstrategien aus. Sich lustbetont, fröhlich
einen Einblick in die sozialen Einstellungen und Interaktionsfor- und humorvoll weiterzuentwickeln fördert nicht nur die
men mit anderen Menschen geben. Im gestaltenden Spiel sollen Entwicklung, sondern soll auch Spass machen. Alle Kin-
Kinder Konflikte und Wünsche zum Ausdruck bringen können. Er der profitieren von der Geschichten-Kiste, sei es in einer
wurde zur Erfassung unbewusster Probleme entwickelt. aktiven Rolle wie auch beim Zuschauen. Das Spektrum
Ich schliesse daraus, dass wir mit der Geschichten-Kiste reicht von minimalen bis zu hohen Anforderungen. Die
Problemlösestrategien entwickeln. Von Käthy Wüthrich und aus Komplexität der Geschichten ist flexibel gestaltbar und so-
eigener Erfahrungen in meiner Puppenspieltherapie-Praxis weiss mit für die Förderung von Kindern mit unterschiedlichsten
ich, dass mit Geschichten spielen eine entlastende Wirkung erzielt Voraussetzungen geeignet.
werden kann. Es hilft, eigene Lebensthemen zu verarbeiten. Wir
können Bewegung in blockierte Situationen hineinbringen Es
unterstützt uns in der Weiterentwicklung und lässt uns gelassener,
aufmerksamer, zufriedener und freier leben. Wir lernen die Welt
handelnd zu begreifen, wie es auch die folgende Lernmethode
beschreibt.
Compad ist eine Methode zu gemeinsam handelndem Lernen.
Compad wird seit 1997 von Prof. Dr. Manfred Künzel, Leiter
Hochschuldidaktik der Universität in Bern entwickelt. Mit einem
Materialset, bestehend aus Figuren, Gegenständen aus Glas, Holz,
Karton und Knetmasse sowie Ergänzungsmaterial wird eine
Situation «auf den Tisch gelegt» und nach Lösungsstrategien
gesucht. Es soll die Zukunft modellhaft abbilden und fassbar
machen. Das Lernmaterial/ Strukturlegematerial soll sich für die
Darstellung komplexer Situationen eignen. Durch die Handlungs-
ebene wird das Bedürfnis nach körperlicher Aktivität befriedigt.
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