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S p i e l u n d S c h u l e
«Beim Geschichten spielen

Kriterien und Indikatoren geht es um die entlastende
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156B Kriterium 1 Wirkung von belastenden
Die Kinder spielen Geschichten mit der Regel der Dreier-
dynamik: Geschichten erfinden mit 3 Lebewesen (2 Men- Lebensthemen. Wir verarbeiten
schen, 1 Tier) und 3 Requisiten. Die Sachkompetenzförde-
rung steht im Vordergrund. diese und die Kinder gehen
Indikatoren gestärkt weiter auf ihrem
1. Die Kinder wählen drei Lebewesen und drei Requi-
siten für ihre Geschichte sorgfältig aus (Regel der Lebens- und Lernweg.»
Dreierdynamik einhalten).
2. Der Ort des Geschehens wird bestimmt und der Yvonne Filliger-Henggeler
Schauplatz ordentlich bereitgestellt.
3. Ein Kind erfindet seine Geschichte mit klarem An-
fang, Mitte und gutem Schluss.
4. Als Regisseur weist dieses Kind den Mitspielern Logopädinnen über die Geschichten Kiste
die Rollen zu, informiert über das Geschehen und
gemeinsam wird seine Geschichte gespielt. Oder «Die eindrückliche Erfahrung veranlasste
das Kind spielt seine Geschichte allein. mich, die «Gschichte-Chischte» in meine

157B Kriterium 2 Therapieförderplanung einzubauen.»
Die Kinder drücken sich sprachlich gut aus, Emotionen «Durch den klaren Aufbau, die vorgegebenen
und klare Abläufe sind erkennbar. Die Selbstkompetenz Strukturen mit Anfang und Ende hat sich
und Kognition entwickeln sich. das Spielverhalten verändert. Das Spiel
Indikatoren wurde inhaltlich differenzierter und
1. Die Kinder berichten, wie ihre Geschichte heisst,
wo sie spielt, was passiert und suchen einen positi- zusammenhängender.»
ven Schluss. Alle Lebewesen und Requisiten sollen «Den Auftrag, es muss ein gutes Spielende ge-
dabei eine Rolle spielen. ben, finde ich genial. Das Kind ist nochmals
2. Das Kind legt alles bereit und spielt allein oder mit gefordert und herausgefordert bis zum
anderen Kindern zusammen. Rollenverteilung nach
Anweisungen des Regisseurs (d.h. dieses Kind ist Schluss zu denken, fertig zu denken.»
Chef seiner Geschichte). «Ich erlebte, wie Kinder sich in dem vorgege-
3. In den entsprechenden Rollen drücken sie sich benen Rahmen immer sicherer bewegten.»
sprachlich klar und verständlich aus. «Meine Erfahrungen sind durchwegs positiv,
4. In den Handlungen kommen die Emotionen der Fi-
guren zum Ausdruck. Die Kinder üben vorgängig es hat die Kinder angesprochen, es hat sie
und spielen vor (alleine oder in der Gruppe). Sie neugierig gemacht.»
dürfen, aber müssen nicht vorspielen. Ihre Ent-
scheidung wird akzeptiert.

158B Kriterium 3 Informationen
Die Kinder entwickeln gemeinsam Lösungsstrategien, die Fussnoten
Sozialkompetenz wird gefördert. 1 vgl. Prior, 2009, MiniMax Nr. 2
Indikatoren 2 vgl. Richiger-Näf, 2008
1. Die Kinder erfinden gemeinsam neue Geschichten. Literaturverzeichnis
Allenfalls werden eigene Figuren gebastelt. Ettrich, K.,& Ettrich, K.U, (2006). Verhaltensauffällige Kinder und
2. Die Geschichte wird abgeändert – bekommt einen Jugendliche. Heidelberg: Springer. | Guggenbühl, A. (5./6. September
anderen Anfang, andere Mitte oder anderes Ende. 2014), Die Kraft der Geschichten, Einführung ins Mythodrama, Bern,
3. Es wird ein Lebewesen oder ein Requisit ausge- Erziehungsberatungsstelle, IKM Guggenbühl: Kursmaterial. | Iten, A.
wechselt, neue Varianten entstehen. (1974), Die Sonne in der Kinderzeichnung und ihre psychologische
Bedeutung. Zug: Balmer. | Ledl, V. (2003), Kinder beobachten und
4. Die Geschichten werden gemeinsam gespielt, die fördern. Wien: Verlag Jugend & Volk. Prior, M. (2009), MiniMax für
Kinder organisieren sich in der Rollenverteilung Lehrer. Weinheim: Beltz Verlag. | Richiger-Näf, B. (2008), Das Mögliche
selber. Die Zuschauer sind ruhig, aufmerksam und ermöglichen: Wege zur Aktivität und Partizipation. Bern: Haupt. |
anständig. Bei Bedarf begleitet die Lehrperson das Sedlak, F., & Sindelar, B., (2007), Hurra, ich kann’s. Wien: G&G
Geschehen, spielt gelegentlich vor (Ideen der Kin- Verlagsgesellschaft mbH. | Wüthrich, K., & Harter, K., (2007), Das
der oder eigene Varianten möglich).  therapeutische Puppenspiel. München: Kösel- Verlag.


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