Page 30 - Magazin Schweizerischer Dachverband für Spiel und Kommunikation
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Schwerpunkt
Diversifizierung und Bachelor Studium Eine weitere Erklärung dafür, dass die Schweiz
heutzutage viel mehr Spielentwickler zählt als
Woher kommen die neuen Spielentwickler, und vor einigen Jahren, liegt nicht nur am ausdiffe-
wie sind sie vernetzt? Zum einen lässt sich der renzierten Bildungswesen, sondern auch an
Boom durch eine Diversifizierung der Schweizer grundlegenden Veränderungen im Verlagsbe-
Ausbildungsmöglichkeiten bezüglich Spielent- reich. Durch die Niederschwelligkeit des (Self-)
wicklung erklären. Ein umfassendes Bachelor- Publishing via der Online-Plattform Steam oder
Studium in Game Design bietet mittlerweile seit der Stores der verschiedenen Smartphone- und
gut 10 Jahren die Zürcher Hochschule der Tablets-Betriebsystemen wie App Store und
Künste (ZHdK) an: Die Ausbildung an der Fach- Google Play stellt die Lancierung auf dem Markt
hochschule ist generalistisch ausgerichtet und heutzutage weniger ein Problem dar – allerdings
schult in allen Facetten des Game Design, von dafür vermehrt das Marketing: So gehen viele
Character Design, 3D-Modelling über Program- Spiele unbemerkt im Ozean der Apps und Games
mierung und Levelgestaltung bis hin zu kulturel- unter oder werfen bei weitem nicht den erhofften
len, wirtschaftlichen und philosophischen Ana- Gewinn ab.
lysen. Auch Module zu Brettspielen, in denen
Regelsysteme, Elemente von Spielwelten und Link: Bildungsprojekt «Scalable Game Design Schweiz»
Narrationen thematisiert werden, gehören mit Link: Online Plattform «Steam»
zur Ausbildung. In einem anschliessenden Mas-
ter-Studium leitet man sein eigenes Forschungs- Begriffserklärung «MINT»
und Entwicklungsprojekt.
Der Ausdruck «MINT» ist ein Akronym, das aus den be-
Link: Mehr zum Master Studium Game Design treffenden Fachbereichen Mathematik, Informatik, Na-
turwissenschaft und Technik gebildet wurde. Der Sektor
Vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten MINT beschreibt den zentralen wirtschaftlichen Innovati-
onssektor, wobei zu den klassischen Bereichen Naturwis-
Neben dieser Grundausbildung gibt es jedoch senschaft und Technik durch das digitale Zeitalter auch die
auch an anderen Hochschulen vielfältige Mög- Strukturwissenschaften hinzugetreten sind, nicht nur als
lichkeiten, Aspekte von Game Design zu studie- Grundlagenforschung, sondern konkrete angewandte
ren. Das Creative Media Institute in Zürich Wissenschaft und Forschung.
(SAE) lehrt Game Art & 3D Animation; an der
ETH Zürich können Informatiker den Game Pro- Link: Mehr Informationen über MINT
gramming Lab Kurs besuchen; in Lausanne gibt
es an der EPFL ein Media & Design Laboratory, Junge Spieldesigner starten durch
und an der ECAL Kurse zu Media & Interaction
Design. Vereinzelt gelingt es jungen Spiel-Designern,
Verträge mit namhaften Verlagen einzugehen, so
Link: Creative Media Institute Zürich beispielsweise der Firma Koboldgames. Sie lies-
Link: Game Programming Lab (ETH Zürich) sen ihr apokalyptisches 2D Adventure «Journey
Link: Media & Design Laboratory (EPFL Lausanne) of a Roach» – in der Hauptrolle: süsse Kakerla-
Link: Ecole Cantonale d'art de Lausanne (ECAL) ken! – vom deutschen Game Publisher Daedalic
Entertainment verlegen. Geht man die Marktlan-
In Zukunft wird es wohl noch verstärkt Ansinnen
geben – auch im Hinblick auf eine Verminde-
rung der Geschlechterdifferenz in den MINT-
Bereichen (siehe Begriffserklärung) – computer-
gestützte Kompetenzen auf Basis von Game De-
sign zu stärken. So plant die Pädagogische Hoch-
schule der FHNW beispielsweise das Bildungs-
projekt «Scalable Game Design Schweiz».
Spielinfo 1 / 2016 | 30